Ruhestand nach 40 Jahren im Dienst der Wissenschaft

Helmut Kreuzer am Bad Nauheimer Max-Planck-Institut verabschiedet

29. Dezember 2022

Als Helmut Kreuzer kurz nach seiner Ausbildung in der Ricker‘schen Universitätsbuchhandlung im April 1982 die Leitung der wissenschaftlichen Fachbibliothek am Bad Nauheimer Max-Planck-Institut, damals vor allem als Kerckhoff-Institut bekannt, übernahm, war die Bibliothekswelt noch analog.

Die Literaturrecherche erfolgte mit Hilfe von großen Katalogen und Kästen voller Karteikarten. Fachjournale, das Institut hatte mehrere hundert abonniert, kamen als Zeitschriften per Post. Kreuzers Aufgabe war es, diese zu inventarisieren und binden zu lassen. Dicke Bücher landeten anschließend im Institutsmagazin, einem Raum mit großen Rollregalen, tausenden Büchern und dem muffigen Geruch alten Papiers.

Das Magazin ist längst Geschichte. Im Zuge einer Sanierung des Institutsgebäudes musste sich Kreuzer vom Papierbestand vor rund 10 Jahren weitestgehend trennen. Gelesen hatte in den Zeitschriften zuletzt kaum noch ein Wissenschaftler. Kaum ein Berufsbild war in vier Jahrzehnten einem solchen Wandel unterworfen wie das des Bibliothekars. Gedruckte Zeitschriften finden heute kaum noch den Weg in naturwissenschaftliche Institute. Das Internet hatte innerhalb weniger Jahre tornadogleich das Papier aus den Bibliotheken geblasen. Literatur kommt heute digital innerhalb von Sekunden als „PDF“ aus dem „World Wide Web“ direkt zum Wissenschaftler. Und auch die Karteikästen sind längst durch Online-Datenbanken ersetzt worden.

Helmut Kreuzer gestaltete diesen Wandel ein Berufsleben lang mit. Die Arbeit ging ihm nie aus. Digitale Recherchen und das Besorgen von schwer erhältlicher Spezialliteratur waren zuletzt wesentliche Aufgaben Kreuzers, dazu das Manövrieren der nunmehr digitalen Institutsbibliothek durch den Dschungel aus Digitallizenzen und Urheberrechten.

Sein umfangreiches Fachwissen stellte Kreuzer auch institutsübergreifend zur Verfügung. Jahrelang engagierte er sich im Arbeitskreis der Bibliothekare der Max-Planck-Gesellschaft und organisierte Bibliothekars-Tagungen. Als Teil des Sprecherkreises war es Kreuzer ein Anliegen, die Bedeutung der Institutsbibliotheken hervorzuheben und für deren Fortbestand zu kämpfen.

Zum Jahreswechsel geht Helmut Kreuzer nun in den Ruhestand. Stefan Offermanns, geschäftsführender Direktor des Instituts, dankte ihm während einer Feierstunde für sein jahrzehntelanges Engagement und die stete Unterstützung der Wissenschaftler des Instituts.

Auch an seinem letzten Arbeitstag fühlte Kreuzer sich noch ganz dem Berufsethos verpflichtet. Das Angebot, seinen Ausstand in der Institutsbibliothek zu geben, schlug er aus. Als Bibliothekar könne er es nicht verantworten, wenn in einer Bibliothek gegessen und getrunken werde.

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