EU fördert Forschung zu Gendefekten am Max-Planck-Institut
Didier Stainier erhält 2,5 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat
Hintergrund des Projekts ist eine Beobachtung, die einige Jahre zurückliegt. In Untersuchungen an Zebrabärblingen stellte die Arbeitsgruppe Stainiers fest, dass oftmals der Defekt von Genen nicht die eigentlich zu erwarteten Folgen nach sich zieht. Beispielsweise stellten sich in den Experimenten vorausgesagte Organdefekte während der Embryonalentwicklung nicht ein. Grund dafür ist, dass Gene mit ähnlicher Funktion die Ausfälle kompensieren. „Wir stellten fest, dass beim Ausfall eines Gens verwandte Gene stärker aktiv sind. Dieser genetischen Kompensation liegt ein molekularer Mechanismus zugrunde. Die Kompensation erfolgt nicht zufällig“, so Stainier.
Stainiers Arbeitsgruppe konnte in neuen Studien zeigen, dass die Kompensation auf der Ebene der Transkription abläuft und nicht durch den Verlust der Funktion von Proteinen ausgelöst wird. „Diesen Mechanismus, den wir transkriptionelle Anpassung genannt haben, werden wir in den kommenden fünf Jahren mit Hilfe der zur Verfügung gestellten Fördermittel erforschen“, so Stainier.
Im Rahmen des durch den ERC geförderten Projekts will Stainier zudem die Frage klären, ob die transkriptionelle Adaptation auch eine Rolle bei der menschlichen Gesundheit und Krankheit spielt. Nach Stainiers Meinung könnte der Kompensationsmechanismus dafür sorgen, dass trotz Defekten in wichtigen Genen die betroffenen Personen nicht oder weniger stark erkranken, als zu erwarten wäre. Auch ein therapeutischer Nutzen soll untersucht werden.
Der Europäische Forschungsrat ist nach eigener Aussage die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Die Vergabe von Fördermitteln erfolgt an „die besten und kreativsten Forscher“ mit dem Ziel, die Projekte in Europa durchzuführen. Das Gesamtbudget des ERC beträgt bis zum Jahr 2027 insgesamt mehr als 16 Milliarden Euro und ist Teil des Programms „Horizont Europa“.